Zum Begriff des Objekttheaters

1982 gründete der Maler Peter Weitzner im Rahmen seiner Lehrtätigkeit an der Universität der Künste, Berlin das „Objekttheater“, eine Form des bildnerischen Gesamttheaters. Er nannte es „Objekttheater“. Der Begriff bestand vorher nicht.

Die Elemente, Raum und Zeit, gesprochene Worte und Bilder, Figuren und Objekte, Stillstand und Bewegung, Licht und Schatten, Klänge und Stille sind ebenbürtige Teile einer Gesamtmontage. Komprimierte Bilder, kontrastierende Szenen, verdichten sich durch rhythmisch montierte Anordnungen zu einem Bühnenpoem. Der Schwerpunkt verlagert sich vom Sprechtheater, der mythologischen Erzählweise verwandt, auf eine diskontinuierliche Abfolge von Bildern. Bilder des Unbewussten werden zum Material der Szenearbeit. Die Besonderheit besteht zudem darin, dass Darsteller*innen, selbst zu Figuren, beziehungsweise zu Objekten eines energetischen Terrains werden.

Als Maler sah sich Weitzner Malevichs früher Prämisse: „der Maler betritt den Raum“, verpflichtet. Einfluss auf das Objekttheater nahmen die Ideen Kandinskys zum Theater, Picassos metaphorische Verwandlungen, seine Verwendung zufälliger Entdeckungen in der Gestaltung, sowie Artauds Forderung, Figuren der Commedia dell’arte neu zu beleben. Duchamps Methode der ready mades, Mayerholds Bio-Technik der Bewegung, Brechts Verfremdungstheorie, Brooks Stil einer permanenten Erneuerung der Methoden, und Kantors Bühnenpoeme, gehören ebenso zum Vorfeld des Objekttheaters.
Das Sujet in Weitzners Stücken, ist der gegenwärtige Mensch, die in der Masse verschwundene Person, ihr Kosmos des Unbewussten, ihr Widerstand gegen die Erosion des Subjekts.

Weitzner betrieb an der Universität der Künste eine offene Theaterwerkstatt, zugänglich für Studenten verschiedener Disziplinen, sowie für Künstler freier Gruppen von außen. In Amsterdam war er in den neunziger Jahren künstlerischer Leiter des Fachbereichs „Objekttheater“, einer international offenen Theaterwerkstatt an der Amsterdamse Hogeschool voor de Kunsten. Er führte 1989 auch dort den Begriff ein und setzte seine Untersuchungen in Form von Projekten fort. Unzählige Inszenierungen entstanden. Weitzners Schwerpunkt war die Dramaturgie und Ausbildung dieser Theaterform.

Die von Weitzner zuletzt entwickelte Form des Objekttheaters – die nur einmal bespielte Rauminstallation – löst das Theater auf und mündet wieder ein in ein Objekt der bildenden Kunst. Das bedeutet, die Rauminstallation, eine Kombination von Objektkunst und Malerei ist autark ohne Bespielung.
Eine Synthese entsteht, wenn Rudimente einer einmaligen abendlichen Performance zu Beginn der Ausstellung, wie Kostüme, Requisiten, Masken in der Installation hinterlassen werden wie Dinge, die fluchtartig verlassen wurden. Sie werden zu symbolischen Objekten der Installation, ebenso Fragmente aus Rezitationen, Geräuschen, Gesängen.